Von Chinellen, Zöllnern und anderen kulinarischen Grenzerfahrungen
13.08.2025
Also, liebe Leserschaft, wenn mir vor 40 Jahren einer gesagt hätte, dass ich mal in einem ausverkauften Restaurant in Hallau stehen würde, mitten zwischen dampfenden Tellern, gackernden Gästen und einem Zollbeamten mit einer Chinelle in der Hand – ich hätte ihn ausgelacht. Und zwar so, wie ich am Freitag im Restaurant Mühle gelacht wurde.

Also, liebe Leserschaft, wenn mir vor 40 Jahren einer gesagt hätte, dass ich mal in einem ausverkauften Restaurant in Hallau stehen würde, mitten zwischen dampfenden Tellern, gackernden Gästen und einem Zollbeamten mit einer Chinelle in der Hand – ich hätte ihn ausgelacht. Und zwar so, wie ich am Freitag im Restaurant Mühle gelacht wurde.
Volles Haus, volles Herz
Schon beim Eintreten hab ich gespürt: Hier stimmt die Mischung. Die Stühle dicht an dicht, die Luft leicht gewürzt mit einer Mischung aus Bratensauce, Rotwein und gespannter Erwartung. Als Lehrer spüre ich so etwas. Früher waren’s halt einfach die Prüfungsängste meiner Schüler – heute ist es das Lampenfieber meiner Gäste.
Und dann kam DER Moment: Mitten im Programm schau ich in die Menge und entdecke einen Mann, der so aufrecht sitzt, dass er wahrscheinlich selbst im Schlaf den Rücken stramm hält. „Sie sind doch beim Zoll, oder?“ frage ich.
Er nickt. Ich nicke zurück. „Perfekt – Sie sind jetzt Schlagzeuger.“
Einen Augenblick später hält er eine Chinelle in der Hand (für alle, die es nicht wissen: das ist so eine dieser kleinen Schellen, mit denen man sonst den Triangelspieler beneidet – nur lauter).
Der Mann schlug, was das Zeug hielt. Im Takt, daneben, wieder im Takt – aber immer mit einer Ernsthaftigkeit, als würde er an der Grenze gerade einen Schmuggler verhaften. Das Publikum? Lachte Tränen. Ich? Musste mich selbst zusammenreissen, um nicht von der Bühne zu purzeln.
Musik, Lachen und Gabelgeklapper
Während Goofmaster_G mit seinen Instrumenten zauberte, zog der Duft der Hauptspeise durch den Raum. Und ich sag’s euch: Wenn 100 Leute gleichzeitig lachen und ihre Gabeln schwingen, ist das fast wie ein Orchester. Ein sehr hungriges Orchester.
Der Abend war ein Paradebeispiel dafür, dass es manchmal nicht viel braucht:
Ein paar Takte Musik.
Ein paar ehrliche Lacher.
Und ein Menü, das so gut ist, dass man sich wünscht, die Pause wäre länger.
Was nehme ich mit?
Erstens: Zollbeamte können mehr als Pässe stempeln.
Zweitens: Eine Chinelle ist gefährlicher als jede Kreide.
Und drittens: Wenn Menschen mit vollen Mägen und offenen Herzen lachen, ist das besser als jede Schulstunde – und das sage ich als Lehrer von anno 1950.
Also, liebe Freunde: Bleibt neugierig, bleibt hungrig – und wenn ich mal wieder in eurer Nähe auftrete, sichert euch rechtzeitig einen Platz.
Sonst bleibt euch nur noch die Zollkontrolle.
Euer Max Bünzli